Silvester scheint bei mir immer großen Blutdurst auszulösen, denn im neuen Jahr lese ich grundsätzlich am liebsten Thriller. Da kam mir der Ausverkauf bei Thalia gerade recht, bei dem ich mir Desire zulegte. Die Covergestaltung – blutige Schrift auf weißem Hintergrund – kam mir bekannt vor, ich wusste nur leider nicht, dass ich den 7. Band einer Reihe erstanden hatte. Das sollte aber mein geringstes Problem mit diesem Buch sein.
In einem Kloster wird eine tote Nonne gefunden. Eine schwangere tote Nonne, die obendrein die erste Liebe des ermittelnden Detectives Reuben Montoya war. Auch den Tatverdächtigen und die Nonne, die die Leiche fand, kannte Montoya von der Schule – alles nur Zufall? Als eine weitere tote Nonne gefunden wird, werden die Parallelen zum Rosenkranzmörder offensichtlich, doch der ist eigentlich seit 10 Jahren tot, erschossen von Montoyas Partner Rick Bentz …
Einen großen Teil der Ermittlungen übernimmt die Schwester des Opfers, Valerie. Val war mal Polizistin, steckt mitten in der Scheidung und ist erst seit Kurzem wieder in New Orleans, wo sie mit einer Freundin eine kleine Pension führt. Seit ihre Schwester Camille versucht hat, ihren Mann Slade zu verführen. Slade will die Scheidung nicht hinnehmen, quartiert sich kurzerhand in der Pension ein und gerät so mitten in die privaten Ermittlungen Valeries hinein.
In den ersten 2. Dritteln des Buches passiert gar nichts. Zwar ereignen sich die Mordfälle, aber Spannung wollte sich bei mir nicht einstellen. Die Geschichte zieht sich dahin, die Handlungen der Figuren sind nicht nachzuvollziehen bis hin zu unlogisch und die Autorin wirft mit klischeehaften Pauschalisierungen und Abwertungen gewisser sexueller Neigungen als abartig und böse um sich. Manche – wichtige – Informationen werden in einem Nebensatz nachgeschoben, als wäre der Autorin erst an der Stelle eingefallen, dass sie sie noch erwähnen muss, aber zu faul gewesen, Details auszuarbeiten.
Die Gefühle der eigentlich emotional aufgewühlten Figuren – Trauer oder Verliebtheit – werden entweder kaum oder nicht glaubwürdig dargestellt. Die einzigen Gefühlsbekundungen, die sich dafür ständig wiederholen, sind aufgestellte Nackenhärchen, ein Kribbeln im Nacken und sexuelle Erregung. Immer und überall.
Am schlimmsten war aber Valerie. Sie war mir nicht sympathisch, ihr Verhalten ihrem Mann und ihrer Schwester gegenüber war mir absolut unbegreiflich und ihre Ermittlungen auf eigene Faust konnte ich auch nicht verstehen. Klar, sie war selbst mal Polizistin, aber genau deswegen sollte sie wissen, dass man Beweismittel nicht unterschlägt und Drohanrufe während einer Mordermittlung lieber nicht unerwähnt lassen sollte.
Am Ende geht alles auf einmal ganz schnell. Es kommt zu einem furiosen Showdown, der aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt tatsächlich endlich mal Spannung aufbringt, doch die Auflösung, der Grund für die Mordserie ist mehr als nur banal. Und Valeries Reaktion auf ein am Ende gelüftetes Geheimnis ist quasi nicht vorhanden. (Ich will jetzt hier nicht noch mehr spoilern, als ich das sicher schon habe, aber ich könnte beim Gedanken daran jetzt noch in die Tischkante beißen. Fast liest es sich, als hätte die Autorin schnell alles zu einem Ende führen wollen und gut. Als hätte sie am Ende die Lust verloren.)
Auch sprachlich war Desire kein Genuss. Ob es nun an der Autorin selbst oder an der Übersetzerin liegt, der Ausdruck war schlecht, die Dialoge der Figuren waren holzig und kleinere inhaltliche Fehler gab es auch. Nicht schön.
Alles in allem ist Desire ein Thriller, der die Bezeichnung nicht verdient. Ich vergebe 2 von 5 Sonnen ☼☼